Ein Kondolenzschreiben muss nicht perfekt sein. Was zählt, ist Ihre aufrichtige Anteilnahme – klar, persönlich und respektvoll. Dieser Leitfaden zeigt Ihnen den strukturierten Aufbau, die passende Tonalität und liefert vollständige Beispielbriefe, die Sie an Ihre Situation anpassen können.
In diesem Leitfaden geht es um den ausführlichen Kondolenzbrief. Für kurze Texte, passende Abschlusssätze und Vorlagen empfehlen wir: Trauerkarte schreiben: persönliche und herzliche Worte finden. Für Sprüche und Zitate: Trauersprüche.
Themen
Aufbau eines Kondolenzbriefs – Schritt für Schritt
Anrede
- Liebe/r [Vorname],
- Sehr geehrte Familie [Nachname],
- Liebe Trauerfamilie,
Einleitung: Anteilnahme ausdrücken
Benennen Sie den Verlust kurz und respektvoll. Vermeiden Sie Floskeln; sagen Sie, wie Sie vom Todesfall erfuhren (falls passend).
- Mit großer Betroffenheit habe ich vom Tod Ihrer/Deiner [Beziehung, z. B. Mutter] erfahren.
- Die Nachricht von [Name]s Tod hat mich tief erschüttert.
Würdigung der verstorbenen Person
Heben Sie Eigenschaften oder Verdienste hervor, die Sie persönlich erlebt oder glaubwürdig gehört haben.
- [Name] war in unserem Team die ruhige Kraft – verlässlich, humorvoll, zugewandt.
- Ihre Warmherzigkeit und sein/ ihr Engagement bei [Kontext] haben Spuren hinterlassen.
Persönliche Erinnerung teilen
Eine konkrete Anekdote wirkt tröstlicher als allgemeine Worte. Halten Sie sich an eine Szene mit Details.
- Ich erinnere mich an [Erinnerung: Ort/Anlass, kurze Szene, Gefühl].
Konkrete Hilfe anbieten
Statt „Melden Sie sich, wenn…“ besser konkret vorschlagen und terminieren.
- Ich übernehme am Freitag den Einkauf und bringe Ihnen eine Suppe vorbei.
- Gern begleite ich Sie nächste Woche zu den Behördengängen.
Zitate und Sprüche (sparsam)
Ein kurzer, passender Spruch kann ergänzen – nie ersetzen. Stimmen Sie Ton und Weltbild ab. Weitere Anregungen: Trauersprüche-Datenbank.
Hinweis: Nutzen Sie Zitate nur, wenn sie wirklich passen. Ein eigener Satz in einfachen Worten ist oft stärker.
Schlusssatz Kondolenzschreiben
Runden Sie Ihren Brief mit einem ruhigen, tröstenden Satz ab.
- In aufrichtiger Anteilnahme
- In herzlicher Verbundenheit
- Wir denken in diesen Tagen besonders an Sie/Dich
- Ich wünsche Ihnen/Dir Kraft und gute Begleitung in der kommenden Zeit
Grußformel und Unterschrift
- Mit stillem Gruß / In stiller Trauer
- Ihr/Dein [Name]
Stil & Etikette: Ton, Länge, Dos & Don’ts
Ton und Länge
- Länge: 3–7 Absätze (je 2–4 Sätze). Lesbar, luftige Absätze.
- Sprache: Einfach, aktiv, konkret. Keine Floskeln, keine Ratschläge.
- Persönlich, aber respektvoll. Nur teilen, was tröstlich ist.
Dos & Don’ts mit Begründung
- Do: Eine prägnante Erinnerung teilen – sie macht den Menschen lebendig.
- Do: Konkrete Hilfe anbieten – entlastet sofort.
- Do: Namen der/des Verstorbenen nennen – zeugt von Nähe und Respekt.
- Don’t: „Die Zeit heilt alle Wunden.“ – bagatellisiert akuten Schmerz.
- Don’t: „Du musst stark sein.“ – Trauer darf sein.
- Don’t: Religiöse Deutungen ohne Rücksicht – nur, wenn sie erwünscht sind.
Kanalwahl: Brief, E‑Mail, Messenger
- Handschriftlicher Brief: Erste Wahl, besonders bei enger Beziehung oder formellen Anlässen.
- E‑Mail: Passend bei weiterer Distanz, wenn es schnell gehen muss oder wenn E‑Mail im Verhältnis üblich ist – genauso sorgfältig formulieren wie den Brief.
- Messenger: Für erste kurze Nachricht bei sehr enger Beziehung. Ergänzen Sie zeitnah durch Brief/E‑Mail.
- Soziale Medien: Nur, wenn die Familie selbst öffentlich informiert hat. Im Zweifel privat.
Timing: sofort – und auch später
- Sofort: Ein kurzer erster Gruß ist hilfreich.
- Nach 2–6 Wochen: Ein ausführlicher Brief wirkt oft besonders tröstlich, wenn die erste Welle abebbt.
- Später: Anteilnahme ist nie „zu spät“, wenn sie ehrlich ist.
An wen adressieren?
- Engste Hinterbliebene (Partner/in, Kinder, Eltern) zuerst.
- „Liebe Familie [Nachname]“ passt bei mehreren Trauernden.
- Bei persönlicher Nähe: „Liebe/r [Vorname], liebe Familie [Nachname]“.
Regionale Gepflogenheiten: Geld/Spenden dezent
- Üblich in manchen Regionen/Familien: kleiner Betrag für Grab, Spende im Namen der/des Verstorbenen.
- Formulierung: „Anbei ein kleiner Beitrag für einen späteren Grabschmuck.“ oder „Wir spenden in [Name]s Andenken an [Organisation].“
- Wenn Spenden erbeten werden: Wunsch respektieren und kurz erwähnen.
Vollständige Beispielbriefe (zum Kopieren)
Beispiel 1: „Sie“-Form, neutral, Kollegin/Kollege
Sehr geehrte Familie [Nachname],
mit großer Betroffenheit habe ich vom Tod Ihres Mannes/Vaters [Name] erfahren. In unserer Zusammenarbeit habe ich ihn als zuverlässigen, herzlichen und humorvollen Kollegen schätzen gelernt.
Besonders in Erinnerung bleibt mir [Erinnerung, z. B.: „wie er letzte Herbstwoche spontan die Spätschicht übernahm, damit eine Kollegin zu ihrem kranken Kind konnte“]. Diese Haltung der Hilfsbereitschaft hat unser Team geprägt.
Ich kann nur erahnen, wie schwer diese Zeit für Sie ist. Gern unterstütze ich Sie ganz praktisch: Am Donnerstag übernehme ich die Abholung von Unterlagen beim Amt und bringe Ihnen auf dem Rückweg etwas Warmes zu essen vorbei – wenn das für Sie passt.
In aufrichtiger Anteilnahme
Ihr [Vorname Nachname]
Beispiel 2: „Du“-Form, naher Freund/Verwandte/r
Liebe/r [Vorname],
ich bin sehr traurig über den Abschied von [Name]. Ich denke an die vielen Abende auf eurem Balkon, an das Lachen und die Ruhe, die [Name] ausstrahlte.
Ich sehe noch [konkrete Szene: „wie [Name] beim Umzug die Möbel trug und trotzdem für alle Essen bestellte“]. Diese Mischung aus Tatkraft und Wärme bleibt für mich unvergesslich.
Du musst da nicht allein durch. Am Samstag nehme ich [Kinder/Haustier] für ein paar Stunden mit in den Park, damit du Luft holen kannst. Wenn dir lieber ist, koche ich und komme abends vorbei.
In herzlicher Verbundenheit
Dein/Deine [Vorname]
Beispiel 3: Religiös geprägte Familie (behutsam)
Liebe Familie [Nachname],
mit stiller Trauer habe ich vom Heimgang von [Name] erfahren. Seine/Ihre Güte und die Zuversicht, die er/sie aus dem Glauben schöpfte, haben mich oft berührt.
Ich werde [Name] in lieber Erinnerung behalten – besonders [Erinnerung, z. B.: „unsere Gespräche nach dem Gottesdienst über Musik und Garten“].
Möge der Gedanke trösten, dass Liebe bleibt. Wenn Sie Unterstützung brauchen: Ich begleite Sie gern nächste Woche zum Bestattungsinstitut oder übernehme Besorgungen.
In stillem Gedenken
[Vorname Nachname]
Tipp: Passen Sie die Beispiele an – ersetzen Sie [Name], [Erinnerung], [Beziehung] und konkreten Hilfsangebote. Schreiben Sie so, wie Sie sprechen.
Ausgewählte Formulierungsbausteine (kurz)
Zur Unterstützung im Fließtext – für kurze Karten- und Abschlusssätze verweisen wir auf unseren Artikel zur Trauerkarte.
- Mir fehlen die Worte – und doch möchte ich bei Ihnen/Dir sein.
- [Name] hat vieles bewegt und Spuren der Freundlichkeit hinterlassen.
- Ich denke in Dankbarkeit an die gemeinsame Zeit zurück.
- In diesen Tagen wünsche ich Ihnen/Dir Menschen, die tragen.
- Was bleibt, ist die Liebe – und sie ist stark.
- Gern übernehme ich [konkrete Hilfe], sagen Sie/sag einfach, was passt.
- Ich erlaube mir, in [Name]s Andenken an [Organisation] zu spenden.
- Mögen gute Erinnerungen ein Licht in dieser schweren Zeit sein.
FAQ: Kondolenzschreiben
Wie lang sollte ein Kondolenzbrief sein?
3–7 Absätze mit je 2–4 Sätzen sind ein guter Rahmen. Wichtiger als Länge ist Klarheit: Einleitung, Würdigung, Erinnerung, Hilfe, Schlusssatz. Lieber kürzer und persönlich als lang und unkonkret.
Was schreibe ich, wenn ich die verstorbene Person kaum kannte?
Fokussieren Sie Ihr Mitgefühl für die Hinterbliebenen. Nennen Sie, was Sie über die Person wertschätzend gehört haben, und vermeiden Sie Spekulationen. Beispiel: „Ich kannte [Name] nur flüchtig, aber ich weiß, wieviel er/sie Ihnen bedeutet hat. Es tut mir aufrichtig leid.“
Sollte man Geld oder Spenden erwähnen/beilegen?
Regional unterschiedlich. Möglich ist ein kleiner Betrag für Grabschmuck oder eine Spende im Namen der/des Verstorbenen. Formulieren Sie dezent („Anbei ein kleiner Beitrag…“). Respektieren Sie Wünsche der Familie, falls konkrete Organisationen genannt sind.
Ist eine späte Anteilnahme unpassend?
Nein. Wochen oder Monate später kann ein Brief besonders trösten, wenn die erste Aufmerksamkeit abgeebbt ist. Benennen Sie den zeitlichen Abstand kurz („Ich habe lange nach Worten gesucht…“) und schreiben Sie ehrlich.
Brief, Karte – oder beides?
Bei enger Beziehung: Erst kurze Nachricht (Karte/Messenger), dann ausführlicher Brief. Bei formellem Rahmen: Handschriftlicher Brief genügt. Wenn Sie unsicher sind, kombinieren Sie eine kurze Karte mit dem längeren Kondolenzschreiben.
Weiterführende Links und Hilfen
- Unsere umfangreiche Datenbank mit vielen Trauersprüchen
- Artikel: Trauerkarte schreiben: Persönliche und herzliche Worte finden
- Gestalten Sie direkt eine persönliche digitale Traueranzeige