Michael R. | 8. August 2025

Testament schreiben: Rechtliche Grundlagen, Checkliste & Vorlage für Ihren letzten Willen

In diesem Ratgeber erfahren Sie, warum ein Testament wichtig ist, welche Formen es gibt, welche Inhalte nicht fehlen sollten und wie Sie mit unserer Checkliste und Vorlage Ihren letzten Willen klar und rechtssicher festhalten. So schaffen Sie Klarheit und vermeiden Streit in einer ohnehin schweren Zeit.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel bietet allgemeine Informationen und ersetzt keine individuelle Rechtsberatung. Das deutsche Erbrecht ist komplex. Für Ihre persönliche Situation und eine rechtssichere Gestaltung Ihres Testaments empfehlen wir dringend, einen Rechtsanwalt oder Notar zu konsultieren.

Warum ein Testament wichtig ist

Ein Testament zu verfassen bedeutet, Verantwortung zu übernehmen – für sich selbst und für die Menschen, die einem am Herzen liegen. Es schafft Klarheit und kann in einer ohnehin schweren Zeit Streit und Unsicherheit vermeiden.

  • Selbst bestimmen statt gesetzlicher Erbfolge: Ohne Testament gilt automatisch die gesetzliche Erbfolge – oft anders, als Sie es sich wünschen würden.
  • Wunschpersonen gezielt begünstigen: Sie können Erben frei wählen, auch Freunde oder gemeinnützige Organisationen, und Erbquoten individuell festlegen.
  • Klarheit schaffen, Streit vermeiden: Eindeutige Regelungen beugen Missverständnissen und Konflikten unter den Hinterbliebenen vor.
  • Persönliche Wünsche festhalten: Zum Beispiel zur Art Ihrer Bestattung, zur Grabpflege oder zur Versorgung Ihrer Haustiere.

Die zwei Hauptformen des Testaments

Im deutschen Erbrecht gibt es zwei gängige Möglichkeiten, ein wirksames Testament zu errichten:

1. Eigenhändiges (privates) Testament

Die einfachste und kostengünstigste Form – Sie verfassen es selbst, ohne Notar. Damit es gültig ist, müssen folgende Voraussetzungen erfüllt sein:

  • Vollständig handschriftlich: Der gesamte Text muss von Ihnen persönlich von Hand geschrieben werden.
  • Eigenhändige Unterschrift: Am Ende mit vollem Vor- und Nachnamen unterschreiben.
  • Datum und Ort: Unbedingt angeben, um Verwechslungen bei mehreren Testamenten zu vermeiden.

Achtung: Ein am Computer oder mit Schreibmaschine verfasstes und nur unterschriebenes Testament ist ungültig! Ebenso Testamente ohne Unterschrift oder nur mündlich/diktiert.

2. Öffentliches (notarielles) Testament

Hier erklären Sie Ihren letzten Willen vor einem Notar oder übergeben ihm eine schriftliche Erklärung. Vorteile:

  • Rechtssichere Formulierung: Der Notar sorgt für klare Formulierungen und beachtet alle Formvorschriften.
  • Beratung inklusive: Sie erhalten Hinweise zu Gestaltungsmöglichkeiten und Pflichtteilsrechten.
  • Amtliche Verwahrung: Automatische Registrierung im Zentralen Testamentsregister und sichere Hinterlegung beim Amtsgericht.
  • Weniger Aufwand für Erben: Oft ist kein zusätzlicher Erbschein nötig.

Checkliste: Inhalte für Ihr Testament

Folgende Punkte sollten Sie bedenken, wenn Sie Ihren letzten Willen festhalten:

  • Erbeinsetzung: Wer erbt was? Klare Benennung von Personen oder Organisationen mit Erbquoten.
  • Ersatzerben: Wer tritt ein, wenn ein Erbe vor Ihnen verstirbt oder ausschlägt?
  • Vermächtnisse: Einzelne Gegenstände oder Geldbeträge an bestimmte Personen oder Organisationen.
  • Teilungsanordnung: Wer erhält welchen konkreten Nachlassgegenstand?
  • Auflagen: Bedingungen, z. B. Grabpflege oder Versorgung eines Haustieres.
  • Testamentsvollstreckung: Wer soll Ihren letzten Willen umsetzen?
  • Enterbung: Ausschluss bestimmter gesetzlicher Erben (unter Beachtung des Pflichtteils).
  • Bestattungswünsche: Art und Ort der Bestattung.

Vorlage: Einfaches eigenhändiges Testament

Hinweis: Diese Vorlage ist nur für sehr einfache Fälle geeignet und ersetzt keine Rechtsberatung. Bei komplexen Vermögens- oder Familienverhältnissen unbedingt Notar oder Anwalt hinzuziehen.

Wichtig: Das Testament muss vollständig handschriftlich verfasst und unterschrieben werden.

Mein letzter Wille / Testament

Ich, [Vor- und Nachname],
geboren am [Geburtsdatum] in [Geburtsort],
wohnhaft in [Adresse],
verfüge hiermit meinen letzten Willen:

Ich widerrufe alle früheren Testamente.

1. Erbeinsetzung
Mein Erbe ist: [Name, Geburtsdatum, Adresse] (oder mehrere mit Quoten).

2. Ersatzerben
Falls ein Erbe vor mir verstirbt: [Name, Geburtsdatum, Adresse].

3. Vermächtnisse
Ich vermache: [Gegenstand/Betrag] an [Name].

4. Testamentsvollstreckung
Testamentsvollstrecker: [Name, Geburtsdatum, Adresse].

5. Bestattungswünsche
Ich wünsche eine [Art der Bestattung] in [Ort].

[Ort, Datum]
(Unterschrift)

Sichere Aufbewahrung

  • Nachlassgericht: Sicherste Methode, inkl. Registrierung im Zentralen Testamentsregister.
  • Zuhause: Möglich, aber riskant – Vertrauensperson informieren.
  • Bankschließfach: Sicher, aber Zugriff für Erben kann verzögert sein.

Regelmäßige Überprüfung

Überprüfen Sie Ihr Testament alle paar Jahre oder nach wichtigen Lebensereignissen:

  • Heirat, Scheidung, Geburt von Kindern
  • Tod eines Erben
  • Erwerb/Verkauf größerer Vermögenswerte
  • Änderung wichtiger Beziehungen

Wann ein notarielles Testament sinnvoll ist

  • Komplexe Vermögensverhältnisse
  • Patchwork-Familien oder Enterbungen
  • Maximale Rechtssicherheit gewünscht
  • Erleichterung für Erben (kein Erbschein nötig)

Kosten im Überblick

  • Eigenhändig: Kostenlos, optionale amtliche Verwahrung ca. 90 €.
  • Notariell: Gebühren nach Vermögenswert, z. B.:
    • 50.000 €: ca. 165 €
    • 250.000 €: ca. 535 €
    • 500.000 €: ca. 935 €

Das Berliner Testament

  • Partner setzen sich gegenseitig als Alleinerben ein
  • Kinder erben erst nach dem Tod beider Partner
  • Bindungswirkung beachten – Änderungen oft nicht möglich
  • Pflichtteilsansprüche und steuerliche Nachteile bedenken

Pflichtteilsanspruch

  • Berechtigt: Kinder, Ehepartner, Eltern (wenn keine Kinder vorhanden)
  • Höhe: Hälfte des gesetzlichen Erbteils
  • Reiner Geldanspruch, kein Anspruch auf Gegenstände
  • Schenkungen der letzten 10 Jahre können relevant sein

Häufige Fehler vermeiden

  • Formfehler (nicht handschriftlich, fehlende Unterschrift, kein Datum)
  • Unklare Formulierungen
  • Gemeinschaftliches Testament bei Unverheirateten
  • Pflichtteilsrechte ignorieren

Häufige Fragen

Wie regele ich meinen digitalen Nachlass?

Zugangsdaten und Wünsche separat dokumentieren, nicht im Testament selbst.

Was, wenn der Testamentsvollstrecker ausfällt?

Ersatz-Testamentsvollstrecker benennen, sonst bestimmt das Nachlassgericht eine Person.

Ist mein Testament nach Heirat oder Scheidung noch gültig?

Nach Heirat oder Scheidung unbedingt prüfen und ggf. neu verfassen.

Kann mein Haustier erben?

Nein, aber Sie können eine Person mit der Versorgung beauftragen und dafür Geld vermachen.

Wie wird ein amtlich verwahrtes Testament gefunden?

Über das Zentrale Testamentsregister wird das Nachlassgericht automatisch informiert.

Quellen und weitere Informationen